Kommentare:
Diese Aufnahme ist ein wirkliches Dokument aus jener Zeit, in der sich mono langsam
zu stereo wandelte und international durchsetzte. Auch wenn der Klang nicht mit dem
heutigen Standard mithalten kann, so ist der Unterschied zu den rein monophonen
Produktionen der 1950'er Jahre nicht zu überhören. Diesbezüglich heimst sich die
Einspielung also auf jeden Fall eine gute Punktzahl ein.
Was die Bewertung der künstlerischen Seite betrifft, so wird es da für den Hörer
schon schwerer: finden sich einerseits Höhepunkte wie die »Musette« und der Walzer
der »Belles Américaines« in dieser Auswahl, so offenbart die Produktion doch
gleichzeitig ihre nordamerikanische Herkunft. Die Schlaginstrumente dominieren wie so
oft die eingespielten Stücke, und manches mal hätte man sich ein etwas einfühlsameres
Dirigat von Arthur Fiedler gewünscht, der zwar Schwung auch in die wohlbekannten
Ouvertüren des »Orphée« und der »Hélène« bringt, aber diesen leider sehr plakativ
erzeugt. Das Orchester beeindruckt durch seine unaufdringliche Präzision, und wenn es
denn schon Offenbach von der Stange sein muß, dann wenigstens mit einem Orchester wie
dem Boston Pops.
Einen eigenen "Dirigenten" in der Bewertung verdient sich das liebevoll gestaltete
Beiheft der LP-Erstausgabe, welches mit wirklich hervorragenden Offenbach-Portraits
aus der Feder des Zeichners Constantin Alajálov aufwartet.
Fazit: Auch wenn die Interpretation an sich keinen Meilenstein für den
Offenbach-Liebhaber darstellt, so macht die Produktion durch die Auswahl der Nummern
sowie ihre Präsentation zumindest die ursprüngliche LP-Version zu einem kleinen
Bonbon in der Sammlung.
[ Marcus Ebeling ]
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