CD (Membran Music) |
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Aufnahme: Auszüge in deutscher Sprache Produktion: Membran Music - 1955, Berlin 2 CD - mono Katalog-Nr.: CD (Membran Music): 223980 311 |
Anmerkungen:
Spielzeit: 1. Akt [12'15"] • 2. Akt [19'15"] • 3. Akt [08'30"] • Ouvertüren [23'45"] Folgende Nummern finden sich - natürlich in deutscher Sprache - in der Auswahl dieser Aufnahme:
* Helenas Arie »Ich, schuldbewußt?« findet sich nur in den deutschen Partituren. Sie steht anstelle von Helenas Couplet »Là, vrai, je ne suis pas coupable« und dem Terzett »Lorsque la Grèce« (Agamemnon / Calchas / Ménélas). Insoweit gibt es für sie keinen französischen Titel. ** Das Finale des 3. Aktes wurden um eine kurze Passage, deren Musik nicht aus der »Schönen Helena« stammt, erweitert. Zusätzlich finden sich neben den Auszügen vier Ouvertüren:
*** Offenbach selbst stellte seinen Bühnenwerken oft, wenn auch nicht immer, nur kurze Introduktionen voran. Die Potpourri-Ouvertüren entstanden häufig durch fremde Hand anläßlich der jeweiligen Uraufführung einer Offenbachiade in Wien, wo das Publikum eine solche Einleitung erwartete. **** Die Ouvertüre zu »Les Brigands« wurde der Gesamtaufnahme unter Pinchas Steinberg entnommen. Bei der vorliegenden Edition handelt es sich um ein Album mit zwei CDs, wobei die erste CD neben einer Gesamtaufnahme des Einakters »Die schöne Galathée« die Ouvertüren »Leichte Kavallerie« und »Banditenstreiche« (alle Werke von Franz von Suppé) bietet [77'15"]. Die zweite CD umfaßt hingegen die hier gennanten Werke Offenbachs. |
Kommentare:![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Etwas versteckt hinter der Gesamtaufnahme der »Galathée« findet sich in diesem CD-Doppelalbum eine deutsche Einspielung der schönen Konkurrenz aus Offenbachs Feder, die durchaus das Prädikat "hörenswert" verdient hat. Dies liegt zum großen Teil an Fried Walter, dessen schwungvolles Dirigat nahezu alle Nummern dominiert. Temporeich und mit einem guten Blick für den Einsatz der Schlaginstrumente liefert er - allemal für das Deutschland der 1950'er Jahre, die vornehmlich von Offenbach-Abstinenz geprägt waren - eine differenzierte Interpretation der »Helena«. Das RIAS-Unterhaltungsorchester macht seinem Namen alle Ehre, indem es neben der Unterhaltung auch noch Präzisionsarbeit bietet. Diesem zur Seite stehen neben professionellen Sängern ebenso professionelle Schauspieler, die der Aufnahme eine angenehme "Frechheit" verschaffen - ein Aspekt, der im Operetten-Schmus der 1960'er und 1970'er Jahre völlig verlorengehen sollte. Anneliese Rothenberger nahm sich der Helena an, und wenn auch ihr Ausdruck nicht mit dem Witz ihrer Schauspielerkollegen mithalten kann: stimmlich gerät die Partie durchweg glanzvoll. Einen viel zu dramatischen Paris steuert Rudolf Schock bei, der sich zu häufig in Spitzentönen verliert und die sonst eher kabarettistische Aufnahme damit aus dem Gleichgewicht bringt. Kabarettistisch daher, weil die Könige überwiegend mit den bereits erwähnten, typisch Berliner Schauspielern besetzt sind. Diese bestechen natürlich nicht durch tadellosen Gesang, sondern mehr durch die treffende Schrägheit der griechischen Monarchen. Passend hierzu wurde auch der deutsche Text neu übersetzt und so erkennt Menelaus in seinem Auftrittscouplet: » ... zieh' ich mich einst vom Thron zurück, wird Sparta sicher Republik ... «. Irritierend ist im Bereich der Überarbeitungen jedoch das erweiterte Finale des dritten Aktes, welches mit Melodien aufwartet, die bisher in keiner anderen »Helena« zu hören waren. Den überwiegend positiven Eindrücken stehen allerdings zwei Dinge gegenüber: die teils brachialen Kürzungen in den einzelnen Nummern sowie die oft miserable Klangqualität inklusive schwankender Lautstärke. Und so können die Auszüge dieser frühen deutschen »Helena« insgesamt nur mittelmäßig punkten, obwohl man die Aufnahme zumindest einmal gehört haben sollte. In der eindeutigen Absicht, die Spielzeit der zweiten CD auszunutzen, füllte man die restlichen Minuten mit vier Ouvertüren auf, die aus dem internationalen Katalog zusammengesucht und teilweise sogar von der Schallplatte übernommen wurden (man hört deutlich die typischen Laufgeräusche). Neben der Ouvertüre der »Banditen«, die man sich der Gesamtaufnahme unter Pinchas Steinberg entlieh, und einer weiteren Binder-Version der »Orpheus«-Ouvertüre unter Wilhelm Schüchter suchte man wenigstens auch eine »Helena«-Ouvertüre (in der Fassung von Friedrich Lehner und dirigiert von Franz Marszalek) heraus, durch welche die Auszüge sinnvoll komplettiert werden. Die Interpretationen gehen allesamt in Ordnung, aber die willkürliche Zusammenstellung mindert das Hörvergnügen schon ein wenig. Das Bonbon dieser Zugaben ist zweifellos auf Grund von Seltenheit und Dirigat die Ouvertüre zu den »Schwätzern« unter der Leitung Philippe Vandeaus. Fazit: kein Basisbaustein für die Sammlung, aber immerhin eine passable Ergänzung.
[ Marcus Ebeling ]
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