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Dieser Aufnahme gebricht es leider an zwei entscheidenden Fakten: zum einen ist die
Klangqualität der »Bavards« - obwohl aus dem Jahr 1958 - oft um Längen schlechter als
die der ergänzenden einzelnen Nummern, die sämtlich aus der Schellack-Ära stammen. Die
baßhaltigen Passagen gießen den Rest des Orchesters sowie die Sänger in einen
dumpf-dröhnenden Brei, so daß selbst die Besinnung darauf, daß es sich hier um ein
hörenswertes Zeitdokument handelt, den Hörer nicht vor einem bedauernden Seufzer
schützen kann.
Der zweite Makel ist das Dirigat Pierre Capdevielles. Wollte man es diplomatisch
ausdrücken, so könnte man es als "lyrisch" titulieren. Bei realistischer Betrachtung
muß man es jedoch schleppend nennen. Lediglich in wenigen Momenten blitzt ein wenig
Offenbach durch - und das reicht nicht, um einen Zweiakter zu retten.
Eindeutiger Vorzug dieser Aufnahme sind die Sänger, allen voran Annick Simon und Aimé
Doniat, die mit ihren beweglichen und warmen Stimmen die Aufnahme vor einem schlechten
Abschneiden in der Gesamtwertung retten. Fanely Revoil hingegen stattet ihre Béatrix
bisweilen mit einer recht harten Stimme aus, was grundsätzlich zur Rolle der ewig
palavernden Ehegattin passen mag, aber im Zusammenspiel mit dem schlechten Klang der
Aufnahme recht anstrengend auf den Zuhörer wirkt.
Fazit: für einen groben Eindruck dieses Werkes ist der Mitschnitt geeignet, aber er
ist kein Pflichtprogramm.
Die "Lückenfüller", jene acht aus verschiedenen Bühnenwerken Offenbachs stammenden
Nummern, sind schlichtweg Dauerbrenner der Discographie-Historie. Der interessierte
Sammler wird daher alle schon aus anderen Kompilationen kennen. Wer ihnen noch nicht
begegnet ist, wird überrascht sein, mit welchen Kleinodien die Schellack-Ära
aufzuwarten weiß!
[ Marcus Ebeling ]
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