Les Contes d'Hoffmann

Version Choudens

Dirigent: Jules Gressier



CD (Line Music)



Mitwirkende:

Hoffmann Charles Richard
Nicklausse Joseph Peyron *
Olympia Renée Doria
Giulietta Marthe Bréga
Antonia Jane Rolland
Lindorf André Pernet
Coppélius André Pernet
Dapertutto André Pernet
Dr. Miracle André Pernet
Conchenille (keine Angabe)
Luther (keine Angabe)
Hermann (keine Angabe)
Nathanaël Génio *
Spalanzani Georges Foix
2. Stimme der Barcarole (keine Angabe)
Crespel Gilbert Moryn *
die Stimme der Mutter Yvonne Corcke

Le Choeur Yvonne Gouverné
Leitung: (keine Angabe)

Orchestre Radio-Lyrique
Dirigent: Jules Gressier
Aufnahme:
Auszüge
in französischer Sprache

Produktion:
Line Music - 1946, Paris
2 CD - mono, live

Katalog-Nr.:
CD (Line Music): 5.00928



Anmerkungen:

Spielzeit: [84'45"]

Folgende Nummern finden sich in der Auswahl dieser Aufnahme:

    1. Akt - In Luthers Taverne [20'15"]

  • »Drig, drig, drig, Maître Luther!« (Chor der Studenten)
  • »Vive Dieu! Mes amis, la belle créature« (Nathanaël)
  • »Il était une fois à la cour d'Eisenach« (Hoffmann)
  • Finale 1. Akt: »Peuh! Cette bière est détestable« (Hoffmann)


  • 2. Akt - Olympia [27'45"]

  • »Ah, vivre deux« (Hoffmann)
  • »Par dieu! J'étais bien sûr« (Nicklausse)
  • »Une poupée aux yeux d'émail« (Nicklausse)
  • »C'est moi, Coppélius« (Coppélius)
  • »J'ai des yeux« (Coppélius)
  • »Non, aucun hôte vraiment« (Chor der Gäste)
  • »Vous serez satisfaits, Messieurs« (Spalanzani)
  • »Les oiseaux dans la charmille« (Olympia)
  • »Ah, mon ami, quel accent!« (Hoffmann)
  • »Ils se sont éloignés enfin« (Hoffmann)
  • »Ah, comprends-tu« (Hoffmann)
  • Finale 2. Akt: »Voici les valseurs« (Spalanzani)


  • 3. Akt - Giulietta [09'45"]

  • »Belle nuit, ô nuit d'amour« (Nicklausse)
  • »Scintille, diamant« (Dapertutto)
  • »Malheureux! Tu ne comprends donc pas« (Giulietta)


  • 4. Akt - Antonia [25'45"]

  • »Elle a fui, la tourterelle« (Antonia)
  • »C'est une chanson d'amour« (Hoffmann)
  • »Pour conjurer le danger« (Dr. Miracle)
  • »Tu ne chanteras plus?« (Dr. Miracle)


  • 5. Akt - Stella [01'15"]

  • »Voilà quelle fut l'histoire« (Hoffmann) - Auszug

* Die genannten Sänger ergeben sich nicht aus dem Cover, jedoch aus anderen CD-Ausgaben, die wiederum nicht so vollständig sind wie diese Edition.

Ebenfalls unter dem Dirigat von Jules Gressier entstanden:


Kommentare:


Bei diesem Mitschnitt handelt es sich offenbar um ein vom französischen Rundfunk direkt gesendetes, speziell zu diesem Zweck veranstaltetes Konzert. Das ergibt sich zum einen aus den für eine Live-Einspielung typischen kleinen Schnitzern, die nicht nachträglich durch Schnitte im Studio bearbeitet werden konnten. Zum anderen weist das eingesetzte Orchester (L'Orchestre Radio-Lyrique de Paris) darauf hin, daß hier keine Produktion aus einem Operhaus übertragen wurde.

Vorteil ist dabei, daß der Hörer eben nicht nur eine schön gesungene Einspielung geboten bekommt, sondern eine lebendige Aufführung mit fröhlichen Studenten, hämischen Widersachern und einem alle Höhen und Tiefen durchleidenden Titelhelden.

Nachteil dieser Zusammenstellung ist, daß viele Nummern abrupt beginnen und enden. Viele Nummern fehlen, eine Handlung ist oft nicht einmal zu ahnen. Das mindert das Hörvergnügen nicht unerheblich, denn es degradiert die Musik zu variablen Unterhaltungshäppchen.

Jules Gressier hinterläßt mit dieser Aufnahme erste Spuren in der Offenbach-Discographie. Wie später auch bei der »Hélène«, dem »Orphée« und dem »Vie Parisienne« beweist er ein gutes Händchen für Offenbachs Musik. Die Chöre sind schwungvoll genommen, die Couplets erstrahlen in unaufdringlichem Esprit und auch die dramatischen Momente werden ausgekostet. Der Orchesterklang leidet naturgemäß etwas unter den seinerzeit engen technischen Grenzen. Dies betrifft sowohl die Klangfülle als auch der Möglichkeit, Schwankungen in der Lautstärke zu vermeiden.

Dem Kommentar zu den Sängern ist eines voranzustellen: der Star der Aufnahme ist André Pernet als Stadtrat Lindorf und dessen Reinkarnationen in den Mittelakten - und nicht zu Unrecht suchte man für die Auswahl dieser Aufnahme so viele Nummern aus, in denen Coppelius, Dapertutto oder Doktor Mirakel zu hören sind. André Pernet verfügt über eine erprobte Stimme, die neben einem vollen, schönen Klang durch enorme Ausdruckskraft besticht. Erst circa 30 Jahre später sollte Pernet diesbezüglich ernsthafte Konkurrenz durch den kongenialen Gabriel Bacquier bekommen.

So gelingt es auch Charles Richard nicht, André Pernet den Rang abzulaufen, obwohl sein Hoffmann in jeder Beziehung hörenswert ist. Auch Richard verbindet eine sichere und angenehme Stimme mit großer Ausdruckskraft. Seine Darstellung des Hoffmann hätte im Ergebnis auch eine Gesamtaufnahme verdient.

Bedauerlicherweise besetzte man Niklaus mit einem Tenor. Joseph Peyron macht seine Sache zwar so gut, wie es eben geht, aber einen Tenor (Niklaus) neben einen weiteren Tenor (Hoffmann) zu stellen, ist mehr als ungeschickt. Ganz abgesehen davon läuft dies der Charakterisierung der Rolle des Niklaus diametral entgegen. Der Bezug zur Muse, der durch die (vorgesehene) Stimmlage des Mezzo-Soprans hergestellt wird, geht hier völlig verloren. Außerdem führt die Tenor-Variante zu der unbefriedigenden Notlösung, eine zweite Stimme für Niklaus' Part in der Barcarole einsetzen zu müssen.

Renée Doria muß am Tag der Aufnahme wohl indisponiert gewesen sein. Olympias Koloraturen klingen eine Idee zu angestrengt und einige Töne sind schlichtweg falsch. Das ist umso bedauerlicher, als Madame Doria zwei Jahre später unter André Cluytens eine sehr viel bessere Leistung ablieferte und somit bewies, zu was sie in der Lage war. Marthe Bréga präsentiert mit ihrer Giulietta hingegen eine recht überzeugend dramatisch-verführerische Kurtisane. Die beeindruckendste Geliebte dieser Einspielung ist allerdings Jane Rolland, was auch daran liegt, daß ihrer Antonia alle großen Nummern belassen wurden. Ihre Stimme ist klar und angemessen jung. Einen Punktabzug gibt es jedoch für das Umschiffen des Spitzentones am Ende des Terzettes Antonia / Dr. Miracle / Stimme der Mutter, wo Jane Rolland schlicht nach unten oktaviert und so die Hörerschaft um einen Höhepunkt dieser Nummer bringt.

Von den Dienerrollen ist nur Conchenille mit wenigen Sätzen zu hören; zu wem die Stimme gehört, läßt das Cover offen.

Fazit: Diese Produktion eignet sich nur als Dokument für den Liebhaber einzelner mitwirkender Interpreten, als Querschnitt durch die Oper taugt sie auf Grund der eigenwilligen Auswahl der Nummern und der schlechten Klangqualität nur bedingt.

[ Marcus Ebeling ]





zurück zur Übersicht »Les Contes d'Hoffmann«

 • © Mai 2005 •