LP (Telefunken, 1968) |
LP (Telefunken, 197?) |
LP (Eterna) |
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Anmerkungen:
Spielzeit: [47'00"] Folgende Nummern finden sich - natürlich in deutscher Sprache - in der Auswahl dieser Aufnahme: aus »Pariser Leben«:
aus »Der Karottenkönig«:
aus »Die schöne Lurette«:
aus »Die Kreolin«:
aus »Orpheus in der Unterwelt«:
aus »Die Banditen«:
aus »Die Großherzogin von Gerolstein«:
aus »Ritter Blaubart«:
aus »Die Insel Tulipatan«:
Das Couplet »Chez une baronne« stammt ursprüglich aus »Die schöne Lurette«, wurde in deutschsprachigen Aufführungen der »Banditen« jedoch oft als Couplet des Antonio übernommen. Vor diesem Hintergrund ist auch der hier gesungene Text zu sehen. Die einzelnen Nummern dieser Produktion sind durch kurze einleitende Dialoge, teilweise mit Themen aus den betreffenden Werken unterlegt, verbunden. |
Kommentare:![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Die "Pariser Spezialitäten", die 1968 unter der kulinarischen Leitung Nils Sustrates entstanden, werden ihrem vielversprechenden Namen weitgehend gerecht. Wenn auch erkennbar deutsche Zutaten verwendet werden, so kann sich das Ergebnis durchaus mit der französischen Küche messen lassen. Nils Sustrate reduzierte die Partitur auf eine Orchesterstärke, welche durchaus an die Größe eines Ensembles der damaligen Bouffes-Parisiens heranreichen dürfte. Bisweilen etwas plakativ umgesetzt wird die Bearbeitung jedoch weitgehend durch originelle und textunterstützende Einsätze gewürzt. Die angeschlagenen Tempi bleiben rechtsrheinisch, sind aber weit entfernt von der sämigen Offenbach-Suppe, die so oft im deutschsprachigen Raum angerichtet wird. Die Interpreten sind zum ganz überwiegenden Teil geschickt eingesetzt und garantieren für einen kabarettistisch leichten Geschmack des Oeuvres. Allen voran brillieren Hans Putz und Elfriede Ott durch eine raffinierte Melange aus Gesang und Darstellung und bewahren auf diese Weise die so oft vergessene schauspielerische Seite des Offenbach 'schen Musiktheaters. Victor de Kowa und Theo Lingen erliegen stellenweise der Versuchung, die Spezialitäten noch zusätzlich verfeinern zu wollen, was zwar immer noch hörenswert ist, aber nicht mehr die augenzwinkernde Leichtigkeit hat, mit der die erstgenannten Künstler ihre Portionen präsentieren. Den einzigen bitteren Nachgeschmack hinterläßt Fritz Muliar, der wie so viele seiner Berufskollegen an dem viel zu offenkundigen Versuch scheitert, fehlende Gesangskünste durch offensives Geschrei verdecken zu wollen. Da Hans Putz und Elfriede Ott jedoch für den Hauptgang verantwortlich sind, fällt dieser kleine Ausrutscher nicht weiter ins Gewicht. Fazit: wer auf die bisweiligen deftig schmeckenden Häppchen aus der Küche der Bouffes-Parisiens eingestellt ist und nicht die auf einem operettenhaften Büffet angerichteten "petit fours" erwartet, wird hier genußvoll satt. Guten Appetit!
[ Marcus Ebeling ]
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Diese Produktion ist auf ihre Art einzigartig. 1968, als man noch auf Jahre hinaus Offenbach-Aufnahmen, zumal in Deutschland, mit der Lupe suchen musste, entstand diese abenteuerllich un-operettige Produktion. Das verdankt sich vor allem Hans-Günter Martens, einem Schauspieler kultiviert-satirischer Prägung (Zusammenarbeit mit Loriot, Gerhard Polt u.a.), der später Betriebsdirektor des Münchner Gärtnerplatztheaters wurde und dort mitunter buffoneske Rollen sang. Er ist es auch, der die Übersetzungen für diese Produktion auswählte – ein oft vernachlässigter Aspekt. Man mag streiten, ob Gründgens' bearbeitete Nummern für die »Banditen« nötig sind – publikumswirksam sind sie allemal. Seltsam nur, dass Hans Weigels Text des "Kronprinz von Arkadien" negativ aus dem Rahmen fällt und dass man sie als einzige Solonummer Victor de Kowa anvertraute, wo Theo Lingen bekanntlich das amnesische Klagelied vortrefflich hätte singen können. Vielleicht, weil Lingen schon die Strophen des senil-hinterlistigen Cacatois so treffend wiedergab? Mir scheint, Kraus liefert in seiner 3strophigen Fassung des "Zeitungsenten"-Couplets einen Text, der besser ist als das Original. Unverständlich, dass ihm die Übersetzung des General-Boum-Auftritt so misslang (was soll »Reit ich auf meinem schwarzen Schimmel« uns sagen?) und dass sie Muliar einlädt, den völlig paris-fernen, fast "böhmakelnden" Schandfleck dieser Auswahl zu bilden. Wie eine damalige Zeitungskritik kann man Hans Putz' "Blaubart-Röhre" zu Felsensteins maßstabgebender Übersetzung sowie seinen Brasilianer nur rühmen. Und Elfriede Ott brilliert besonders dann, wenn sie ein "Gänschen" gibt – hier in »Roi Carotte«. Nils Sustrates Instrumentalbearbeitung und Dirigat scheinen mir, im Gegensatz zu manch anderer Neuorchestrierung, absolut sach- und offenbach-gerecht – griffig und lebendig. Heute wirkt diese LP/CD wie eine Reminiszenz an Zeiten, als Schauspieler auch im Operettenfach großwurden (Lingen übrigens mit der »Dreigroschenoper« unter Brechts Regie), ganz zu schweigen von den klassischen Wiener "Possen mit Gesang"; Zeiten, als Charakterdarsteller im komischen wie im tragischen Fach durch Ernsthaftigkeit und Können überzeugten. Auch Nicht-Offenbachianern lässt sich mit dieser Produktion, die quasi gescheit-volkstümlich ist, heute noch eine Ahnung von dem Spaß geben, den diese Art des Musiktheaters macht. Das Positive überstrahlt die Schönheitsfehler bei weitem! Daher Höchstwertung.
[ leider anonym • 17.11.07 ]
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